Rohstoffe für Europa nachhaltig sichern
Europas Wirtschaft hängt von Rohstoffimporten aus anderen Erdteilen ab. Regionale Konflikte in den Herkunftsländern können die Versorgung gefährden. Das WU-Institut für Nachhaltigkeitsmanagement widmet sich im Projekt MIN-GUIDE der Frage, wie eine umweltverträgliche Rohstoffversorgung sichergestellt werden kann.
Digitalisierung, Elektro-Mobilität und das Internet-of-Things sind Beispiele für besonders innovative und smarte Produkte. Sie reduzieren den Energieverbrauch und bieten eine Vielzahl neuer Funktionen. Für ihre Produktion werden jedoch Rohstoffe benötigt, die immer seltener werden bzw. der Abbau schwierig ist (z.B. Lithium bei Batterien für Elektroautos, Kobalt oder Neodym in Mobiltelefonen, etc.).
Die meisten dieser Rohstoffe werden aus Asien, Afrika oder den USA importiert. Das ist nicht nur teuer, sondern ist auch zunehmend von Unsicherheiten geprägt, z.B. von geopolitischen Entwicklungen, die schwer vorhersehbar und kontrollierbar sind. Und es gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitsplätze in Europa.
Rohstoffimporte lösen die Probleme nicht, sondern verschieben sie nur
Rohstoffgewinnung hatte über viele Jahrzehnte ein schlechtes Image, da Bergbau mit Umweltverschmutzung, Zerstörung von Landschaften und Unfällen assoziiert wurde. Da die Nachfrage nach Rohstoffen ungebrochen ist und der Bergbau in Europa immer schwieriger wurde, nahmen die Rohstoffimporte in den letzten Jahrzehnten stark zu. Damit wurden die Probleme häufig nur in die Herkunftsländer verschoben. „Mit jeder Tonne importierter Rohstoffe sind wir auch für die Arbeitsbedingungen und Umweltschäden in den Herkunftsländern verantwortlich. Das wird in der öffentlichen Diskussion gerne übersehen“, so Gerald Berger, Experte für Rohstoffpolitiken am Institut für Nachhaltigkeitsmanagement der WU.
Neue Chancen durch Innovationen und Nachhaltige Entwicklung
In den letzten Jahren wurden umweltschonendere und effizientere Technologien entwickelt. Diese reichen beispielsweise von digitalem Bergbau über effizientere Rohstoffverarbeitungen bis zu einem verbesserten Abfallmanagement. „Dieses enormes Innovationspotential wird von immer mehr Unternehmen genutzt, um Technologien zu entwickeln, die den Bereich Rohstoffgewinnung und –produktion verändern können. Viele Innovationen sind nicht nur vom Profitdenken geprägt, sondern von einer Orientierung am Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung, welches wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Wenn diese positiven Veränderungen offener kommuniziert und die politischen Rahmenbedingungen innovationsfreundlicher und nachhaltiger gestaltet werden, könnte auch die Akzeptanz der Bevölkerung wieder steigen. Von Seiten der Politik sei es wichtig, klare rechtliche Rahmenbedingen zu schaffen, um Sicherheit bei langfristigen Investitionen zu ermöglichen“, erläutert Gerald Berger.
Bei einer EU-weiten Konferenz in Brüssel Mitte Dezember 2017 wurden zukunftsweisende Technologien europäischer Unternehmen präsentiert und eine Plattform geboten, um innovative Lösungen zu erörtern.