Schreibwettbewerb-Siegertext „Gewitter“
Im Rahmen des Festivals „Zukunft gestalten“ veranstaltet das Klima- und Energiereferat der Stadtgemeinde Baden den ersten Jugend-Schreibwettbewerb „Unser Leben – unsere Zukunft“. Hier ist Siegertext von Amelie Ignatoff, BG/BRG Biondekgasse Baden 6df
Ich schaue aus dem Fenster, der Himmel hat sich zu grauen, dichten Wolken zusammengezogen. Einige der Menschen auf der Straße flüchten in ihre Autos, andere klappen ihre Regenschirme auf, um sich verzweifelt vor den kalten, nassen Tropfen zu schützen. Wenige Sekunden später ist das Gewitter in vollem Gange. Wut. Ich sitze hier am Fenster, starre auf den mittlerweile schwarzen Himmel und sehe Wut. Tatsächlich, es sieht fast so aus als würde die Welt auf irgendetwas wütend sein. Jetzt fragst du dich, wieso ist die Welt wütend? Zufällig kenne ich die Antwort. Die Antwort, die jeder Mensch versteckt im Unterbewusstsein, verborgen zwischen all dem Leichtsinn und der Selbstsucht, in sich trägt. Schlechtes Gewissen. Angst. Die Antwort ist das, was kein Mensch wahrhaben will, was kein Mensch verstehen will, und kein Mensch ist bereit etwas zu verändern. Vielleicht kannst du schon ahnen was es ist, vielleicht auch nicht. Die Welt ist wütend, wütend weil die Menschen mit ihr machen, was sie wollen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Hauptsache schnell, Hauptsache einfach.
Immer noch in Gedanken, drehe ich mein Gesicht erneut zum Fenster. Der Himmel immer noch in ein tiefes Schwarz getaucht. Dunkelheit, die so real ist, dass ich den Blick schnell wieder abwende. Irgendwann wird diese Dunkelheit den gesamten Raum füllen. Den Raum, den die Welt uns gegeben hat, um zu leben, den wir beschützen sollten. Doch der Menschheit sind es die Zeit und der Aufwand nicht wert. Sie hat Wichtigeres zu tun. Aber wer entscheidet, was wichtig und was unwichtig ist? Wir sind verantwortlich für die Dunkelheit, die irgendwann den Raum füllen wird. Ich frage mich, was die Menschen machen werden, wenn alles so dunkel ist, dass niemand mehr etwas sehen kann. Zwar ist der Raum jetzt noch hell, den Willen etwas sehen zu wollen haben wir uns aber bereits selbst genommen. Ist die Menschheit wirklich schon so blind?
Ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist etwas komplizierter, denn niemand ist sich bewusst, dass die Menschheit selbst für ihre Blindheit verantwortlich ist. Sie will nicht sehen, was in der Zukunft passiert, sie will nicht sehen was mit der Welt passiert. Sie schaltet ihren Verstand aus. Doch wenn der Verstand ausgeschaltet wird, werden wir von Dingen dominiert, die uns davon abhalten zu realisieren, dass wir unseren Verstand verloren haben. Wir verlieren das Urteil über richtig und falsch.
Langsam wird es wieder hell vor meinen Augen. Das Donnern und Blitzen hat bereits vor wenigen Minuten aufgehört und die Wolken lösen sich nach und nach auf. Die Menschen steigen aus ihren Autos oder klappen ihre Regenschirme zusammen. Als hätte es nie ein Gewitter gegeben. Jetzt fragst du dich, was mit der Welt ist? Die Welt ist wütend, immer noch wütend. Die Menschen
können ihr nur nicht mehr dabei zusehen und was sie nicht mehr sehen wollen, gibt es nicht mehr. Denn der Menschheit sind es die Zeit und der Aufwand nicht wert. Sie hat Wichtigeres zu tun. Aber wer entscheidet was wichtig und was unwichtig ist..