zum Inhalt springen

Treibhausgase: 2022 stark gestiegen

Globale Satellitendaten zeigen: Die atmosphärischen Konzentrationen der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) sind auch in 2022 weiter stark angestiegen.

Eine Luftansicht eines Industriegebietes einer Stadt. In der Luft hängen Nebelfetzen.
Die Welt emittiert weiterhin zu viele Treibhausgase. Forschende des Instituts für Umweltphysik leiten dies aus globalen Satellitendaten auch für 2022 ab. Foto: Marcin, Pixabay

Vorläufige Analysen globaler Satellitendaten durch Umweltforscher*innen der Universität Bremen zeigen: Die atmosphärischen Konzentrationen von Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) sind 2022 weiter stark angestiegen. Der Anstieg beider Gase ist dabei ähnlich hoch wie in den vergangenen Jahren. „Der Methan-Anstieg bleibt in 2022 mit etwa 0,6% sehr hoch, liegt aber unterhalb der Rekordwerte der vergangenen beiden Jahre. Unsere Vermutung dafür ist, dass es einerseits mehr Emissionen gegeben hat, gleichzeitig aber die atmosphärische Methansenke abgenommen hat. Der CO2-Anstieg ist mit etwas über 0,5% ähnlich hoch wie in den vergangenen Jahren“, fasst Umweltphysiker Dr. Michael Buchwitz erste Ergebnisse zusammen.

Treibhausgasmessungen seit 2002 

Seit 2002 misst die Universität Bremen mit dem SCIAMACHY-Instrument die Konzentration der Treibhausgase aus dem Weltraum - früher wurde dafür der europäischen Umweltsatellit ENVISAT genutzt, heute finden sie unter anderem mit japanischen (GOSAT und GOSAT-2) und amerikanischen (OCO-2) Satelliten statt.

Die Satelliten messen dabei das vertikal gemittelte Mischungsverhältnis von CO2 und CH4. Diese Messgrößen werden aus XCO2 und XCH4 bezeichnet und sie unterscheiden sich von den üblicherweise berichteten Messungen bodennaher Konzentrationen. Die Daten werde in den Einheiten „Teilchen pro Millionen“ (parts per million, ppm) für CO2 und „Teilchen pro Milliarde“ (parts per billion, ppb) für CH4 angegeben. Eine XCO2 Konzentration von 400 ppm bedeutet dabei, dass die Atmosphäre 400 CO2-Moleküle pro eine Millionen Luftmoleküle enthält. „Methan ist 2022 etwa um 11.8 ppb gestiegen, Kohlendioxid um 2.1 ppm“, so Buchwitz.

Den Zeitverlauf der Konzentrationen der beiden Gase seit 2003 zeigt, dass CO2 nahezu gleichförmig ansteigt – im Gegensatz zum Methan. In den Jahren 2000 bis 2006 war die Methankonzentration im Mittel stabil. Seit 2007 jedoch steigt Methan (wieder) an, und zwar mit besonders hohen Anstiegsraten in den vergangenen Jahren. Die Rekordwerte der Jahre 2020 und 2021 sind vermutlich mit einer COVID-19-induzierten Erhöhung der Methansenke verbunden, aber auch mit einem Anstieg der Methan-Emissionen (Details siehe „Copernicus Pressemitteilung“).

Vier Grafiken: Oben die Verlaufskurven für die Satellitenmessungen der atmosphärischen CO2 und CH4-Kontentration, unten jeweils der jährliche Anstieg.
Zeitverlauf der Konzentration von Kohlendioxid und Methan seit 2003. Illustration: Institut für Umweltphysik der Universität Bremen

„Leider gibt es noch viele Wissenslücken bezüglich der diversen natürlichen und anthropogenen Quellen und Senken von Methan und anderen Treibhausgases“, sagt Buchwitz. „Es ist daher nach wie vor erforderlich, das bestehende System zur globalen Beobachtung klimarelevanter Parameter optimal zu nutzen und weiter zu verbessern.“

Das Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen ist ein weltweit führendes Institut im Bereich der Auswertung und Interpretation globaler Satellitenmessungen der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) und weiterer atmosphärischer Spurengase, die für Klima und Luftqualität von großer Bedeutung sind. Das Institut leitet das Treibhausgas-Projekt GHG-CCI der Klimawandelinitiative der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und liefert entsprechende Daten an den europäischen Copernicus Klimawandel-Service C3S und an den Copernicus Atmosphärenbeobachtungs-Service CAMS. Die neueste Copernicus Mitteilung zur Treibhausgasentwicklung basiert wesentlich auf den vom IUP bereitgestellten Satelliten-Daten und deren Analyse.

Zum Institut für Umweltphysik der Universität Bremen.