Was das Fernsehen mit den Kindern macht
Fernsehen kann bilden oder behindern, verstören oder zum Lachen bringen. Auf jeden Fall erzieht es mit und beeinflusst die Entwicklung des Gehirns.
Schon Babys sitzen vor der Flimmerkiste
In vielen Haushalten begleitet das Fernsehprogramm alltägliche Arbeiten. Mit der Seifenoper im Hintergrund wird gekocht, gebügelt oder aufgeräumt. Die Kinder nehmen die Informationen auf, auch wenn sie scheinbar im Spiel vertieft sind. Der Neuro- und Verhaltensbiologe Jochen Oehler - vom Uniklinikum Dresden - warnt vor dieser Art des „Mitfernsehens: „Gerade im frühen Kindesalter beeinflussen störende Informationen, wie sie zum Beispiel als Hintergrundberieselung eindringen, die Reifungsprozesse nicht unbedingt positiv, da wir ja auch mit einer unbewussten Informationsaufnahme rechnen müssen. Und dies ist für das sich entwickelnde Kleinkindgehirn tunlichst zu vermeiden.“
Viele Eltern lassen ihre Kleinen auch bewusst vor dem Fernseher sitzen, sei es zur Beruhigung der Kinder oder weil die Eltern selbst mal in Ruhe etwas tun möchten: Bereits 20 Prozent der Einjährigen sehen regelmäßig fern, von den Dreijährigen sogar fast 90 Prozent, so eine Erhebung des Deutschen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen.
Fernsehen hinterlässt seine Spuren im Gehirn des Kindes
Die für die Weiterleitung von Signalen wichtigen Synapsen bilden sich erst im Laufe der Kindheit aus. Die Entwicklung erfolgt schrittweise. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Entwicklungsfenstern“, in denen das Gehirn für bestimmte Lernerfahrungen besonders empfänglich ist. Bereiche, die gefördert werden, entwickeln sich stärker, andere hingegen können zu kurz kommen.
Die Fernsehbilder wirken „vorbildlich“
„Das Gehirn ist auf Information angewiesen, denn nur dadurch entwickelt es sich entsprechend den Anforderungen, die eine Sozialentwicklung voraussetzt“ erklärt Jochen Oehler. Die Informationen, die auf das Kind eindringen, beeinflussen seine spätere Wertehaltung. So wirken auch TV-Sendungen „vorbildlich“. Schon die Kleinen identifizieren sich mit den Filmfiguren. Die Helden sind meist schlank, attraktiv und erfolgreich. Und sie verfestigen die hohe Wertschätzung körperlicher Attraktivität, das erhöhte Anspruchsdenken und das Bedürfnis nach Abwechslung und Aufregung. Kein Wunder, wenn dann schon 13-Jährige unzufrieden mit ihrer Figur, unglücklich über eine zu kleine Oberweite oder den schmächtigen Körperbau, sind. Die scheinbar perfekten Figuren aus TV und Werbung werden als reale Vorbilder gesehen.
Autorin: Annemarie Herzog
Webtipps:
Tipps zu wertorientierter Medienerziehung: www.bundespruefstelle.de
Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen: www.fsf.de