Trends: Was werden wir morgen essen?
Wohin soll sich die Landwirtschaft entwickeln und was kommt bis 2030 auf den Tisch? Fleisch ist nicht out, aber der Anteil wird gegenüber pflanzenbasierten Produkten sinken.
Diese Fragen standen bei der Dialogplattform zum OÖ Strategieprozess Zukunft Landwirtschaft 2030 im Mittelpunkt. Es diskutierten Foodtrend-Forscherin Hanni Rützler, OÖ Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und hunderte Bäuerinnen und Bauern.
Ernährungsgewohnheiten im Wandel
Die Foodbranche ist mehr denn je in Bewegung. Dies wird vor allem im historischeren Kontext offensichtlich. Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich ein starker Wandel der Ernährungsgewohnheiten vollzogen. Die Kriegsgeneration hatte eine andere Vorstellung davon, wie eine befriedigende Mahlzeit aussieht als ihre Kinder und Enkel. Nach dem Mangel der Kriegsjahre war es primäres Ziel dieser Generation, richtig satt zu werden. Nahrung musste in großen Mengen vorhanden und reich an Fleisch, Kohlenhydraten, Zucker und Fetten sein. Je mehr Kalorien bei einer Mahlzeit aufgenommen wurden, desto besser. Mit den Babyboomern und der Generation X änderte sich auch die Einstellung zum Essen. Immer mehr Menschen legen Wert auf Qualität anstatt auf Quantität. Zudem traten Genuss und eine neue Experimentierlust in den Vordergrund. Die vegetarische und ökologische Bewegung begann sich zu formieren.
30 verschiedene Ernährungs-Stile geben Megatrends vor
Heutzutage spalten sich die Foodtrends immer weiter auf. Klimawandel und ein neues ethisches Bewusstsein fordern ein Umdenken. Mag.a Hanni Rützler konstatiert etwa dreißig verschiedene Ernährungs-Stile, die den aktuellen Megatrends zuzuordnen sind. Diese Megatrends sind unter anderem Gesundheit, Globalität, Genuss, Regionalität, Nachhaltigkeit und eine neue Ethik. Nach drei Generationen im Lebensmittelüberfluss ist der historische Hunger gesättigt. Dies zeigt sich in der veganen Bewegung und auch beim Fleischkonsum. In den digitalen Globalgesellschaften ist der Peak Meat erreicht. Rützlers Prognose für die Zukunft: „Bei gleichbleibender Wirtschaftslage bestimmen ein sinkender Fleischverbrauch und zunehmender Konsum von Plant-Based-Produkten die nächsten Jahre. Die klassischen Hauptmahlzeiten werden sich auflösen zugunsten von Snacks und Mini-Mahlzeiten. Jedoch werden wir uns in der Zukunft wahrscheinlich nicht strikt pflanzlich ernähren. Auf lange Sicht wird sich der Flexitarier durchsetzen. Damit ist eine Ernährungsweise gemeint, die sich überwiegend vegetarisch ernährt, aber auch gelegentlich hochwertiges, biologisch produziertes Fleisch zu sich nimmt. Was man isst, wird zum Ausdruck der Persönlichkeit und zum Lifestyle-Bekenntnis.“
Foodreport 2020 - vom Ende der Mahlzeiten bis zu alternativen Verpackungsmaterialien
Mag. Hanni Rützler gibt durch ihren jährlich erscheinenden Food- Report den Takt in der Branche vor. Der Fokus des Foodreports 2020 liegt auf vier Schwerpunkten, die unsere Esskultur, die Lebensmittelproduktion und den Handel in Zukunft nachhaltig prägen werden: Das Ende der Mahlzeiten (wie wir sie kennen); die substantielle Rolle, die Kunst und Design, aber auch die Metropolen bei der Umgestaltung des Ernährungssystems spielen; und schließlich die großen Herausforderungen, die auf Produzenten, Retailer und Konsumenten bei der Suche nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen zukommen.
„Die Steigerung der Wertschöpfung ist eine zentrale Zukunftsfrage. Die Landwirtschaft in Oberösterreich erhält für ihre Produkte in Top- Qualität einen zu geringen Preis, um davon leben zu können. Zu lange richtete sich der Fokus der Betriebe rein auf die Produktion und vernachlässigte darüber die Vermarktung. In Zukunft müssen wir viel stärker die Bedürfnisse und Wünsche der Konsumentinnen und Konsumenten einbeziehen. Die Landwirtschaft ist jedenfalls bereit, sich auf die zukünftigen Trends einzustellen“, stellt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger fest.