Amazonas: Feuer im Regenwald
„In den letzten 40 Jahren habe ich viel erlebt, aber was jetzt passiert, ist ein Wahnsinn", erzählt Regenwald-Experte Hans Kandler. Wo und warum brennt es im Regenwald? Und was ist jetzt zu tun?
Seit Anfang des Jahres schlagen über 72.000 Feuer große Schneisen in die grüne Lunge des Planeten. „Der Großteil der Brände wurde offenbar gezielt gelegt, um neue Flächen für Rinderhaltung und den Anbau von Agrarprodukten zu erschließen”, sagt Greenpeace-Experte Jens Karg. Die Brände bedrohen Menschen und Tiere vor Ort und sie gefährden das Klima weltweit.
Von Januar bis August 2019 war die Zahl der Brände in der Region um 145% höher als im gleichen Zeitraum 2018. Die Waldfläche, die in den vergangenen Tagen niederbrannte, umfasst laut den bolivianischen Behörden zumindest 950.000 Hektar - das entspricht der Fläche von Kärnten.
Die Gier nach Bodenschätzen, Holz und Land zerstört die Lebensgrundlagen der Ureinwohner
Von 20. Juli bis 26. August wüten 3.553 Feuer in indigenen Schutzgebieten, berichtet Klimabündnis-Experte Hans Kandler. Um Zugang zu Bodenschätzen, Holz und Land zu bekommen, werden damit die Lebensgrundlagen der UreinwohnerInnen zerstört,
Für das von Klimabündnis-Gemeinden gemeinsam mit indigenen Partnern gesicherte indigene Schutzgebiet gibt es mehr als 450 aufrechte Schürfansuchen auf Bodenschätze. Das Schutzgebiet umfasst 135.000 km² und ist 1,6 Mal so groß wie Österreich. Aufgrund des Schutzstatus konnten diese Schürfansuchen bisher abgelehnt und verhindert werden. Präsident Jair Bolsonaro hat allerdings bereits angekündigt, per Verfassungsänderung die Schutzgebiete abschaffen zu wollen. Tausende Indigene haben zuletzt in der Hauptstadt Brasilia dagegen demonstriert. Wie wichtig dieser Schutzstatus noch ist, zeigt auch eine Analyse der bisherigen Brände. Dort, wo bereits der Regenwald gerodet wurde, treten in der Sekundärvegetation und den trockenen Rinderweiden die Feuer einerseits häufiger auf und verbreiten sich andererseits auch schneller.
Einen alle 24 Stunden aktualisierten Überblick über die Brände liefert das ISA auf dieser digitalen Karte:
Legende: die grünen Blätter zeigen indigene Schutzgebiete, die gelben Flammen Brandherde, die innerhalb der letzten 24 Stunden ausgebrochen sind.
Brände oft von Landwirtschaftsunternehmen gelegt, um Soja anzubauen
Dem Agrarsektor wird vorgeworfen, absichtlich Brände im Cerrado, der tropischen Savanne Brasiliens, zu legen um das Land dann zu nutzen, berichtet das Nachrichtenportal Euractiv. Auf dem Land werden dann Soja, Baumwolle und Mais produziert, die die EU-Mitgliedstaaten aufgrund wettbewerbsfähiger Preise gerne kaufen. Europas industrialisierter Landwirtschaftssektor ist abhängig von der Einfuhr von Futtermitteln aus dem Ausland.
Nein zum Mercosur - Freihandelsvertrag
Die katastrophalen Umweltfolgen haben den französischen Präsidenten Emmanuel Macron veranlasst, die Verwirklichung einer "europäischen "Proteinsouveränität" vorzuschlagen und seine Unterstützung für das Handelsabkommen zwischen der EU und Mercosur einzustellen. Der geplante Mercosur–Freihandelsvertrag zwischen der EU und dem „gemeinsamen Markt Südamerikas“ würde die Rodungen im Amazonas-Regenwald drastisch verstärken. Deshalb müsse auf EntscheidungsträgerInnen in Österreich und der EU-Ebene Druck ausgeübt werden, diesen Vertrag nicht zu unterzeichnen.
Auch Österreichs Handelspolitik trage Verantwortung, kritisiert Greenpeace und fordert die österreichische Regierung auf, alles zu unterlassen, was den Druck auf den Regenwald erhöht. So muss beispielsweise der Import von Regenwald-Soja für das staatliche AMA-Gütesiegel umgehend gestoppt werden. „Es geht um die Zukunft der Menschheit. Eine weitere Zerstörung des Regenwaldes würde den gesamten Planeten gefährden und das Klima zum Kippen bringen. Deshalb muss es eine Gemeinschaftsaufgabe sein, diese fatale Entwicklung zu stoppen.“