Welterschöpfungstag: 2. August
Eine heute gehisste Fahne soll ein Zeichen setzen - bereits fünf Monate vor Jahresende sind jene Ressourcen verbraucht, die unser Planet innerhalb von 12 Monaten regenerieren kann.
Am 2. August ist die Menge natürlicher Ressourcen verbraucht, die unser Planet im gesamten Jahr regenerieren kann. Um an diesem Tag ein Zeichen zu setzen, wurde heute vor dem Volkskundemuseum in Wien eine Fahne gehisst, die Menschen darauf aufmerksam machen soll, dass wir ab sofort auf geborgten Ressourcen leben.
“Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) ist bedrohlich früh. Alles, was wir weltweit ab diesem Tag verbrauchen, das borgen wir uns von zukünftigen Generationen“, warnt Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint gemeinsam mit den Umweltschutzorganisationen WWF Österreich und GLOBAL 2000. „Wir sind noch immer weit weg vom verträglichen Maß. Die Menschheit verbraucht im Jahr 2023 wieder die Ressourcen von 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Wenn wir wieder zukunftsfähig werden wollen, müssen wir unser Wirtschaftssystem nachhaltiger gestalten und uns von der Last der fossilen Energie befreien. Die Politik ist hier in der Pflicht, die Rahmenbedingung für ein nachhaltiges und zukunftsträchtiges Wirtschaftssystem zu setzen!“.
"Noch haben wir als Gesellschaft die Wahl, den Klimakollaps abzuwenden und eine gerechte, saubere Zukunft zu schaffen. Dabei ist ein Lieferkettengesetz mit klaren Verpflichtungen für Umwelt- und Klimaschutz notwendig, damit Konzerne endlich für ihre Beiträge zur Überschreitung der planetaren Grenzen zur Verantwortung gezogen werden können und Nachhaltigkeit nicht länger Wettbewerbsnachteil bedeutet“, sagt Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000. „75% der Bevölkerung wünschen sich Verpflichtungen für Konzerne, Klimaschutz umzusetzen. Die österreichische Bundesregierung muss dem Wunsch der Bevölkerung nachkommen und sich in den laufenden Verhandlungen auf EU-Ebene für gleiche Spielregeln für alle einsetzen, damit Kreislaufwirtschaft und Klimaziele nicht länger Lippenbekenntnisse und Greenwashing bleiben.“
Der WWF Österreich fordert eine massive Energiespar-Offensive, um die sinnlose Verschwendung von Energie und Ressourcen zu stoppen: „Ab heute plündern wir die Schatzkammern unserer Erde, und sehr viel davon wird einfach verschwendet. Mit unserem derzeitigen Energieverbrauch können wir weder Menschen und Natur vor der Klimakrise schützen, noch eine naturverträgliche Energiewende schaffen. Wir müssen unseren enormen Hunger nach Energie in den Griff bekommen – damit erhöhen wir auch die Versorgungssicherheit, weil Österreich damit unabhängig von fossilen Importen wird“, sagt WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. Mittelfristig wäre laut Expert*innen eine Energie-Einsparung von 45 Prozent in Österreich möglich. „Mit einem klugen Mix aus rasch wirksamen sowie langfristigen strukturellen Maßnahmen können wir Energieverschwendung stoppen und eine naturverträgliche Energiewende schaffen“, so Schellmann.
Unter der heute vor dem Volkskundemuseum Wien gehissten Fahne informiert eine Plakette Passant*innen über ihre Bedeutung. “Unser Museum setzt sich mit historischen und gegenwärtigen Lebenswelten auseinander. Ökologien und Ressourcen beschäftigen uns täglich im Kleinen und im Großen, im Alltagsbetrieb, in unseren Ausstellungen und Forschungen. Aktuell ist der übermäßige Ressourcenverbrauch eines der größten Probleme, die unsere Gesellschaft zu bewältigen hat”, sagt Matthias Beitl, Direktor des Volkskundemuseums. “Wir freuen uns daher, dass wir unsere Fassade nutzen können, um ein Zeichen in der Stadt zu setzen und damit dem Earth Overshoot Day und seiner Bedeutung eine Plattform zu bieten.”
Der effizienteste Weg wird auch am günstigsten sein! „Die Befreiung von Abhängigkeiten ist prinzipiell eine schöne Sache, außer für jene die dadurch an Macht verlieren. Da Sonne, Wind oder Wasser keine extra Rechnung schicken, haben große Mehrheiten nichts gegen eine Veränderung. Persönliches Engagement kann hier vorausgehen und Vorteile genießen.“, sagt Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint.
Es gibt viele Möglichkeiten, den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben (#MoveTheDate), und damit nicht nur um die Klima- und Biodiversitätskrise zu bekämpfen, sondern auch sicherzustellen, dass unser Lebensraum funktionsfähig bleibt. Gemeinsam fordern WWF Österreich und GLOBAL 2000 mit dem Footprint Network und dem Volkskundemuseum Wien daher die Bundesregierung auf, längst bekannte effiziente Methoden zur Schonung von Ressourcen gesetzlich zu verankern.